Praktikum am Neusser Alexander-von-Humboldt-Gymnasium

Mein Praktikum hatte ich im März 1994 am Alexander von Humboldt- Gymnasium absolviert. Ich lebte damals bei Frau Loosen. Sie war Grundschullehrerin. Ich versuche jetzt meine Eindrücke von damals zu beschreiben.

Die Klassenräume des Gymnasiums waren für uns sehr ungewöhnlich. Die Wände waren nicht verputzt und nicht tapeziert. So wirkten sie auf uns sehr ungemütlich und kahl.

Es gab auch keine Blumen in den Klassenräumen. Als Nächstens fiel uns auf, dass die Lehrer überhaupt nicht streng waren. Wir waren zum Beispiel im Unterricht von Herrn Doktor Weißenborn in der 5. Klasse und plötzlich fiel Schnee. Alle Kids sind aufgesprungen und zum Fenster gerannt. Sie waren total aufgeregt und laut. Dann hat Herr Weißenborn sehr schnell reagiert und gesagt, dass die Kinder 10 Minuten Zeit haben, in den Schulhof zu rennen und Schneeballschlacht zu spielen. In 10 Minuten waren sie auch zurück und der Unterricht lief ganz normal wieder weiter. Die Schüler waren sehr konzentriert und arbeiteten ganz zufrieden weiter. Sowas wäre in Russland unmöglich!

So haben wir in der Praxis erlebt, dass man auch ohne strenge Disziplin sehr gut lernen kann.

In der Theorie übrigens, spiele der Spaßfaktor, laut der neusten Erkenntnisse der Neurodidaktiker, die entscheidende Rolle im Lernprozess, besonders beim Lernen von Fremdsprachen.

Lieber Herr Kollege, Herr Doktor Weißenborn, vielen Dank für diese Erfahrung damals. Ich habe sehr viel von Ihnen gelernt!

Besonders begeistert waren wir auch von den Englischkenntnissen der Schüler der siebten Klasse. Die waren viel höher, als unsere und das nach fast 2 Jahren Studium! Es war auch gleichzeitig sehr frustrierend für mich, aber wie gesagt, Spaß im Unterricht zu haben, war damals ein Fremdwort in der Uni. Sehr schön fand ich auch eine Woche Praktikum in der Grundschule, wo meine Gastmutter arbeitete. Wir haben uns sehr viel mit den Kindern unterhalten und mit ihnen in den Pausen gespielt. Mit kleinen Kindern fühlten wir uns sehr wohl. Und sie waren auch besonders offen uns gegenüber.

Ich bin bis jetzt sehr dankbar Herrn Dr. Weißenborn, meiner Gastfamilie, allen Menschen in Neuss und Frau Kurtschanova in Pskov, die uns dieses Praktikum ermöglicht haben. Für die Studenten, die Fremdsprachen lernen, ist es sehr wichtig, sich mit den Muttersprachlern zu unterhalten, sowie Sitten und Bräuche des Landes kennenzulernen. So möchte ich auch die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Mitgliedern unseres Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaften Neuss Pskow zu bedanken, die mit ihren Beiträgen jedes Jahr den Aufenthalt der Studenten finanzieren, sowie bei der Stadt Neuss, die diese Projekte unterstützt, und besonders auch beim Herrn Stöcker, der sich so viel engagiert und sich jedes Mal so rührend um die Mädchen kümmert. Sehr viele von ihnen nennen ihn liebevoll "unser zweiter Papa".
Mögen noch lange solche Projekte bestehen und ich hoffe auch, dass wir alle zu deren Erfolgen beitragen würden.
Liebe Grüße aus Neuss, meiner zweiten Heimatstadt, und schöne Zeit in Pskow wünscht Ihnen Tatiana Plittnik

Text: Tatiana Plittnik

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