Wohin gehört eine Ikone -
in das Museum oder in die Kirche?
 Diese Frage entzweite die Pskower Bürger im August vergangenen Jahres.
    Die Ikone "Erlöser. Allherrscher" war im Museum unserer Partnerstadt zu bewundern.
    Nun sollte sie, wie es hieß, "zur vorübergehenden Aufbewahrung" dem Kloster Jeleazarow unweit 
    von Pskow übergeben werden.
    Diese Absicht war ein Politikum. Der Pskower Gouverneur Andrej Turtschak hatte die die 
    Übergabe keinem Geringeren zugesagt als dem Kultusmininister Alexander Awdeew. Das war im 
    Januar 2009. Im August 2010 schritt man zur Tat. Der Patriarch von Moskau und ganz Russland, 
    Kirill, reiste für zwei Tage nach Pskow, um die Ikone mit allen kirchlichen Weihen aus dem 
    Museum in das Kloster zu bringen.
 
    
 Das Heiligenbild wurde dem Patriarchen vom  stellvertretenden Ministerpräsidenten Schukow 
    übergeben. Die Ikone wurde in der Hauptkirche des Klosters aufgestellt, der Kirche der 
    "Heiligen drei Hierarchen". Mit dem Heiligenbild segnete der Patriarch alle Gläubigen.
    Das Heiligenbild wurde dem Patriarchen vom  stellvertretenden Ministerpräsidenten Schukow 
    übergeben. Die Ikone wurde in der Hauptkirche des Klosters aufgestellt, der Kirche der 
    "Heiligen drei Hierarchen". Mit dem Heiligenbild segnete der Patriarch alle Gläubigen.
    Dieser Akt wurde umrahmt von einem umfangreichen Besuchsprogramm. Kirill besuchte mit seiner 
    Begleitung die Pskower Universität und weihte hier eine neu errichtete Kirche, und zwar dort, 
    wo früher die Kirche des ehemaligen Priesterseminars stand. 1891 war hier der spätere heilige 
    Patriarch Tichon zum Priester geweiht worden.
 
    Nach dem Besuch der Hochschule sprach Patriarch Kirill vor dem Denkmal der Heiligen Olga auf 
    dem Oktoberplatz. Tausende waren gekommen, um ihr Kirchenoberhaupt zu hören.
    Am Abend zelebrierte Kirill im Petschory-Kloster den Nachtgottesdienst. Am folgenden Tag 
    besuchte er die Diözesanverwaltung, das Miroshskij-Kloster und die Standorte der 76. 
    Luftlandedivision.
    Dieses dichte Besuchsprogramm zeigt einmal mehr sowohl die geistliche als auch die politische 
    Bedeutung dieses Besuches in Pskow.
    Dennoch wurde die strittige Diskussion um die Überführung der Ikone in der Presse nicht 
    unterschlagen.
    Tamara Schulakowa, Kunstwissenschaftlerin, würdigte den Besuch des Patriarchen in Pskow, fand 
    aber auch kritische Worte.
 Die Rede Kirills auf dem Oktoberplatz war für sie sehr beeindruckend. Tausende Pskower 
    hörten aus dem Mund des geistlichen Oberhauptes hohes Lob ihrer Stadt. Pskow sei reicher an 
    geistlichen und kulturellen Schätzen und Denkmälern als andere russische Städte. Das beweise 
    die Kraft des orthodoxen Glaubns der Menschen in dieser Stadt. Man müsse nach Pskow kommen, 
    um den wahrhaften orthodoxen Glauben zu spüren. Und: Man könne ein Volk nicht durch eine 
    Grenze oder eine Armee oder ein Gesetz vereinigen, sondern nur durch gemeinsame geistige 
    Werte.
    Die Rede Kirills auf dem Oktoberplatz war für sie sehr beeindruckend. Tausende Pskower 
    hörten aus dem Mund des geistlichen Oberhauptes hohes Lob ihrer Stadt. Pskow sei reicher an 
    geistlichen und kulturellen Schätzen und Denkmälern als andere russische Städte. Das beweise 
    die Kraft des orthodoxen Glaubns der Menschen in dieser Stadt. Man müsse nach Pskow kommen, 
    um den wahrhaften orthodoxen Glauben zu spüren. Und: Man könne ein Volk nicht durch eine 
    Grenze oder eine Armee oder ein Gesetz vereinigen, sondern nur durch gemeinsame geistige 
    Werte.
    T. Schulakowa meint, dass die Stadt Pskow eine ganz besonders bewusste orthodoxe Einstellung 
    fordere. Dabei seien Heiligtümer Einzelteile des einheitlichen russischen orthodoxen 
    Glaubens.
    Und nicht weit entfernt ist die Meinung der Kunstwissenschaftlerin zur Übergabe der Ikone aus 
    dem öffentlichen Raum eines Museums in eine klösterliche Kirche. Die Übergabe war für alle 
    eine große emotionale Erschütterung. T. Schulakowa sieht in diesem Ereignis ein Symbol, eine 
    politische Aufgabe. Es bleiben ihre Sorgen, dass diese Ikone "Erlöser. Allherrscher", eine 
    außergewöhnliche Rarität, Schaden nehmen könnte. Und: Angehende Ikonenmaler hätten ein 
    Vorbild weniger, um ihre Kunst zu erlernen. Die Kunstwissenschaftlerin stellt die Frage, 
    warum keine Kopie von der Ikone angefertigt wurde. Jahrhunderte lang war das in solchen 
    Fällen Tradition. Denn für einen Orthodoxen gibt es keinen Unterschied, ob er vor einer 
    Originalikone oder ihrer Nachbildung betet. Man sage immer wieder, dass eine geweihte Ikone, 
    ob Original oder Kopie, von Gott "gerettet" sei.
    Tamara Schulakowa wünscht, dass man auch in Zukunft über diese nationale Mentalität 
    aufrichtig und ehrlich sprechen müsse.
Text: Dr. D. Weißenborn
