Zum dritten Mal in Neuss
Mascha, Maria E. , kommt zum dritten Mal nach Neuss. Das ist ungewöhnlich, zeichnet
aber den Weg einer jungen Pskowerin nach, die als Studentin zum ersten Mal vom "Verein zur
Förderung der Partnerschaft zwischen Neuss und Pskow" eingeladen worden war.
Die Stadt Neuss war an einem solchen Projekt interessiert und nahm die junge Jurastudentin
gern zu einer Hospitation auf. Mascha besuchte die Dezernate der Stadtverwaltung, wo immer
sich Fragen nach Recht und Gesetz stellten.
Ein Schlüsselerlebnis war für die Studentin des Rechts der Besuch des Neusser Bürgeramtes.
Aus ein oder zwei Tagen, die vorgesehen waren, wurden mehr. Die junge Russin konnte nicht
genug beobachten, wie Verwaltungsbeamte mit den Bürgern umgingen. Die Ratsuchenden
wurden sachlich und freundlich beraten, also nicht autoritär, sondern völlig unbürokratisch.
Das war sehr beeindruckend für die junge Pskower Studentin. Und für sie war von jetzt an
völlig klar, dass sie und ihre Kommilitonen an der Universität in ihrer Heimatstadt ein
gerade begonnenes Projekt intensiv vorantreiben wollten: Die juristische Unterstützung von
Pskowerinnen und Pskowern, also ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, bei Fragen und
Problemen gegenüber der Stadtverwaltung. Das geschah dann auch. Endgültig und langfristig
arbeitete ein Kreis engagierter Studierender der juristischen Fakultät der "Moscow Open
Social University", kurz "MOSU" genannt. Das erregte Aufmerksamkeit an der Hochschule und
in der Stadt Pskow. Anerkennung und auch Auszeichnungen und Preise blieben nicht aus.
In einer zweiten Hospitation in Neuss vertiefte Mascha ihre fachlichen Kenntnisse im
Rechtsamt der Stadt Neuss.
Mittlerweile hat sie als Jahrgangsbeste ihr Juraexamen abgelegt und in einer Pskower Firma
eine Anstellung gefunden.
Aber der Ehrgeiz blieb, auch als Berufstätige den Blick über die Landesgrenze hinweg wach
zu halten.
Eine dritte Hospitation in Neuss wurde vereinbart. Der Förderverein Neuss - Pskow brauchte
dieses Mal nur noch Ansprechpartner zu finden, denn Mascha steht mittlerweile auch finanziell
auf eigenen Füßen.
Ein Neusser Rechtsanwalt, der Partnerstadt Pskow verbunden, sagte nach kurzem Überlegen Ja
zur Hospitation von Mascha in seiner Kanzlei. Hier kann sie nahe an der Praxis ihren Blick
über das russische Recht hinaus erweitern, wenn sie deutsche Rechtspraxis erlebt.
Im Frühjahr wird es so weit sein. Von der Jurastudentin, die in der Neusser Stadtverwaltung
erste Erfahrungen sammeln konnte, bis zur berufstätigen Juristin, die in die deutsche Praxis
eintaucht: Das ist der Weg einer jungen Pskowerin zwischen unseren Partnerstädten, der
Vorbild und Anregung sein kann.
Text: Dr. D. Weißenborn